Ganzkörper-Vibrationen

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Art der Gefährdungen und ihre Wirkungen

Quellen

Typische Maschinen, von denen Ganzkörper-Vibrationen ausgehen, sind z. B. Bagger, Radlader, Raupen, Grader, Scraper, Aufsitzrasenmäher oder Gabelstapler. Vibrationen zwischen 0,1 und 80 Hz werden sowohl von den Maschinen selbst erzeugt (z. B. von Motoren oder Hydraulik) als auch von Fahrbewegungen auf unebenem Grund.

Beim Betrieb stationärer Maschinen in Gebäuden kann es zu Deckenschwingungen kommen.

Leitmerkmale für die Einwirkdosis

Die Intensität der Einwirkung hängt insbesondere ab von (vgl. TRLV Vibrationen Teil 1):

  • der physikalischen Belastung: Einwirkrichtung (hier insbesondere in vertikale Richtung/z-Richtung, vgl. Abbildung 6.2-1; aus [2]), Stärke/Amplitude, Frequenz und Stoßhaltigkeit (Alte, verschlissene oder schlecht gewartete Maschinen weisen meist deutlich stärkere Vibrationen auf als neue, gut gewartete in gutem Zustand.)
  • mitwirkenden Belastungsfaktoren: Stelle der Krafteinwirkung, Körperhaltung, Abstützung, Temperatur, Heben und Tragen, Freizeitverhalten
  • der Expositionsdauer: Dauer und Häufigkeit der Einwirkung; Pausen und Unterbrechungen

Abb. 6.2-1 Einwirkrichtung der physikalischen Belastung

Individuelle Leistungsvoraussetzungen

Die Beanspruchung hängt auch ab von den individuellen körperlichen Voraussetzungen der Beschäftigten, insbesondere Geschlecht, Alter, Alter bei Expositionsbeginn, Konstitution, allgemeinem Gesundheitszustand, Zustand der Wirbelsäule sowie Kenntnissen zur Vibrationsbelastung und Fähigkeiten und Fertigkeiten zum vibrationsarmen Umgang mit Vibrationsquellen (z. B. Fahrten auf unebenem Untergrund; Einstellen von Fahrersitzen).

Wirkungen

Ganzkörper-Vibrationen können Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden beeinträchtigen sowie die Wirbelsäule belasten. Sie können sich auch negativ auf die Verdauungsorgane sowie auf eine bestehende Schwangerschaft auswirken.

Deckenschwingungen durch stationäre Maschinen in Gebäuden können zur Belästigung der Beschäftigten sowie zur Beeinträchtigung von Tätigkeiten führen, die hohe Konzentration und Feinmotorik erfordern.

Niederfrequente Vibrationen mit Frequenzen unter 0,5 Hz können die Funktion des Gleichgewichtsorgans stören und zu Kinetosen (Bewegungskrankheit, Seekrankheit) führen. Weitere akute Wirkungen können schmerzhafte Muskelverspannungen, Verdauungsstörungen, Störungen der peripheren Durchblutung oder Funktionsstörungen der weiblichen Fortpflanzungsorgane sein. Ausgelöst durch Vibrationen kann es zur Änderung physiologischer/biochemischer Parameter (z. B. der Pulsfrequenz, des Blutdrucks oder der Ausschüttung von Hormonen) kommen, die von den Beschäftigten individuell sehr verschieden als Unbehagen bis hin zu Schmerzen wahrgenommen werden und zur Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit führen können. [4]

Langjährige Einwirkung kann zu Rückenschmerzen, zu einem verstärkten Verschleiß der Wirbelsäule und in deren Folge auch zu neurologischen Ausfällen in den unteren Gliedmaßen (Kauda-Syndrom) führen. Bei langjähriger Vibrationseinleitung über die Füße sind chronische Störungen der Durchblutung der Füße möglich. Die Ausübung der Tätigkeiten kann vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigt bis hin zur Arbeitsunfähigkeit sein. [5]

Schwere Folgen intensiver Ganzkörper-Vibrationen können als Berufskrankheit anerkannt werden (vgl. Berufskrankheiten-Verordnung):

  • BK 2110 "Bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule durch langjährige, vorwiegend vertikale Einwirkung von Ganzkörperschwingungen im Sitzen, die zur Unterlassung aller Tätigkeiten gezwungen haben, die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können"

Multifaktorielle Wirkungen

Vorschädigung von Organen durch andere Faktoren (z. B. bestehender Wirbelsäulenschaden, Zusatzbelastung von Verdauungsorganen etwa durch Lärm oder Stress, Zeitdruck, Nacht-, Schichtarbeit) können verstärkend wirken.

Mittelbare Wirkungen

Vibrationen können die Erkennbarkeit von Instrumenten und Warnsignalen beeinträchtigen und die Feinmotorik stören, sodass Maschinen nicht mehr sicher bedient werden können und die Qualität der Arbeit leidet. Die Festigkeit von Strukturen und Verbindungen von Gebäuden, Maschinen oder Anlagen kann beeinträchtigt werden.

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