Einführung
Die Lage der Arbeitszeit beschreibt, zu welchen Zeiten gearbeitet wird, also zu welcher Uhrzeit, aber auch an welchen Tagen. Insbesondere die gesundheitlichen Effekte von Nacht- und Schichtarbeit wurden in der Tradition der Arbeitszeitforschung vielfach erforscht. Viele Überblicksarbeiten zeigen, dass sich Nacht- und Schichtarbeit nachteilig auf die Gesundheit auswirkt (MORENO et al., 2019, AMLINGER-CHATTERJEE, 2016). Die gesundheitlichen Effekte von Wochenendarbeit wurden nicht so umfangreich erforscht, die Befundlage deutet aber darauf hin, dass auch sie mit Nachteilen für die Gesundheit und die Work-Life-Balance einhergeht (z. B. AMLINGER-CHATTERJEE, 2016).
Die Lage der Arbeitszeit spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Beschäftigten. Beides kann dadurch beeinträchtigt werden, dass Arbeit sozial wertvolle Zeiten besetzt, wenn z. B. am Abend oder am Wochenende gearbeitet werden muss. Beeinträchtigend kann sich auch eine schlechte Passung von Arbeitszeit und individuellem zirkadianen Rhythmus, also der "inneren Uhr" des Menschen, auswirken. So weisen sowohl Arbeit am Wochenende als auch Nacht- und Schichtarbeit Zusammenhänge mit der Gesundheit und Work-Life-Balance von Beschäftigten auf (BAuA, 2016).
Die Analysen der BAuA-Arbeitszeitbefragung zeigen, dass regelmäßige Arbeit am Wochenende weit verbreitet ist. 43 % der Beschäftigten arbeiten mindestens einmal im Monat am Wochenende (BAuA, 2016; BACKHAUS et al., 2018). Von diesen arbeitet mehr als die Hälfte nicht nur an Samstagen, sondern auch regelmäßig an Sonn- und Feiertagen. In den verschiedenen Wirtschaftszweigen ist Wochenendarbeit unterschiedlich weit verbreitet. Am meisten findet Wochenendarbeit im Gastgewerbe, im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie im Handel statt.
Die große Mehrheit (80 %) der Beschäftigten arbeitet normalerweise im Zeitrahmen zwischen 7 und 19 Uhr. 8 % der Beschäftigten haben versetzte Arbeitszeiten, wie z. B. feste Früh- oder Spätdienste, 5 % arbeiten in Wechselschicht ohne Nachtanteile und 7 % arbeiten in Wechselschicht mit Nachtanteilen oder in Dauernachtschicht (vgl. Abb. 10.2-1).
Schichtarbeit
Schichtarbeit bezeichnet eine Art der Arbeitsgestaltung, bei der im Rahmen eines festgelegten Zeitplans Arbeitnehmer im Schichtdienst versetzt nacheinander eingesetzt werden und ihre Arbeit innerhalb eines Zeitraums, jedoch zu unterschiedlichen Zeiten, verrichten (Artikel 2 Nummer 5 der Richtlinie 2003/88/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. November 2003 über bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung). Schichtarbeit stellt damit meist die Ausdehnung der Betriebszeiten über die "Normalarbeitszeit" hinaus dar. Dabei sind unterschiedliche Ausdehnungszeiten möglich, die entweder in den frühen Morgen, den Abend, die Nacht und/oder das Wochenende hineinreichen.
Etwa ein Fünftel der Beschäftigten arbeitet normalerweise auch außerhalb normaler Tagarbeitszeiten zwischen 7 und 19 Uhr (BAuA, 2016; BACKHAUS et al., 2018). Schichtarbeit kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken (z. B. Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vgl. MORENO et al. 2019). Auch Beeinträchtigungen wie chronische Erschöpfung, Verdauungsprobleme, Reduktion der Leistungsfähigkeit und ein erhöhtes Unfallrisiko hängen mit Schichtarbeit zusammen (vgl. z. B. TUCKER und FOLKARD, 2012). Beschäftigte, die in Schichtarbeit arbeiten, berichten häufiger von gesundheitlichen Beschwerden als Beschäftigte, deren Arbeitszeiten zwischen 7 und 19 Uhr liegen (vgl. Abb. 10.2-2).
Nachtarbeit
Nach dem Arbeitszeitgesetz (ArbZG) § 2 ist Nachtzeit im Sinne dieses Gesetzes die Zeit von 23 bis 6 Uhr, in Bäckereien und Konditoreien die Zeit von 22 bis 5 Uhr. Nachtarbeit im Sinne dieses Gesetzes ist jede Arbeit, die mehr als 2 Stunden der Nachtzeit umfasst. Nachtarbeitnehmer im Sinne dieses Gesetzes sind Arbeitnehmer, die aufgrund ihrer Arbeitszeitgestaltung normalerweise Nachtarbeit in Wechselschicht zu leisten haben oder Nachtarbeit an mindestens 48 Tagen im Kalenderjahr leisten. Während Nachtschichten bei vielen Beschäftigten in Wechselschicht zur Arbeit gehören, arbeiten etwa 2 % der Beschäftigten in Deutschland ausschließlich nachts (STRAUSS & BRAUNER, 2020). Müdigkeit und Erschöpfung sowie Schlafstörungen treten bei Wechselschicht mit Nachtanteilen häufiger auf als bei Schichtarbeit ohne Nachtanteile. Von den übrigen betrachteten gesundheitlichen Beschwerden sind sowohl Beschäftigte in Wechselschicht mit als auch ohne Nachtanteile häufig betroffen (vgl. Abb. 10.2 2).
Wochenendarbeit
Während der Samstag ein Werktag ist, gilt der Sonntag als Ruhetag, der für Erholung und private Aktivitäten genutzt werden soll. Viele Beschäftigte arbeiten auch am Wochenende (43 %), ein Fünftel samstags, aber nicht sonntags, und fast ein Viertel auch sonntags (BAuA, 2016; BACKHAUS et al., 2018).
Beschäftigte, die am Wochenende arbeiten, haben häufiger Schlafstörungen oder sind häufiger körperlich erschöpft als Beschäftigte, die am Wochenende frei haben. Diejenigen, die (auch) sonntags bzw. feiertags arbeiten, sind meist häufiger betroffen als die Beschäftigten, die dies nicht tun (vgl. Abb. 10.2-3).