Der menschliche Gang ist eine der unsichersten Arten der Fortbewegung
Ein Schritt, so simpel er auch erscheinen mag, ist das Resultat einer komplexen und koordinierten Bewegung der einzelnen Teile des Bewegungsapparates.
Ein Schritt wird ermöglicht durch Sprung-, Knie- und Hüftgelenk sowie durch die stabilisierende Bewegung von Rumpf und Oberkörper, vor allem durch Ausgleichbewegungen der Arme.
Die Schrittbewegung kann in einzelne Phasen aufgeteilt werden. Sie wird zunächst aus der Stützphase heraus durch eine Pendelbewegung des einen Beines nach vorn eingeleitet. Im Anschluss wird in der Abrollbewegung des Stützfußes nach vorn eine Rückstoßkraft nach hinten ausgeübt. Dann setzt der Pendelfuß auf der Ferse auf. Dadurch wird die Abrollbewegung des Stützfußes beendet. Nun wird der Pendelfuß zum Stützfuß, dessen Abrollbewegung danach beginnt. In dieser Übergangsphase befinden sich beide Füße für etwa 0,1 s in einer Stützphase.
Die Dauer dieser gemeinsamen Stützphase kann unterschiedlich sein. Generell gilt: Je schneller die Schrittgeschwindigkeit ist, desto kürzer wird diese Stützphase.
Die im Schwerpunkt angreifenden Beschleunigungs- und Bremskräfte werden über das jeweilige Stützbein in einer Abrollbewegung des Fußes auf den Boden übertragen.
Die Lage des Schwerpunktes verändert sich ständig – sowohl im Körper als auch im Bewegungsraum. Um das Gleichgewicht zu halten, werden mit den Gliedmaßen (zum Beispiel Armen) und anderen Körperteilen Ausgleichsbewegungen durchgeführt. Zusammen mit der Schrittbewegung ergeben diese Ausgleichsbewegungen einen komplizierten Bewegungsvorgang.
Stolpern
Ein Mensch gerät ins Stolpern, wenn folgendes passiert: Nach der Abrollbewegung zu Beginn der Schwebephase oder während des Durchschwingens des hinteren Fußes, wird die Fußspitze – oder in manchen Fällen auch der Absatz – durch ein Hindernis blockiert.
Können die Kräfte, die durch die Bewegungsblockierung hervorgerufen werden, nicht durch den Stützfuß abgefangen werden, kann es zur Störung des Gleichgewichtes kommen.
Das Stolpern kann in drei Gruppen unterteilt werden:
1. Hängenbleiben mit der Schuhspitze an Erhöhungen, wie zum Beispiel Stufungen, Schrägen, Rundungen, die über dem normalen Oberflächenniveau der Trittfläche ausgebildet sind
2. Hängenbleiben mit der Schuhspitze an Vertiefungen, wie zum Beispiel Rinnen, Spalten, Öffnungen unterhalb des Oberflächenniveaus der Trittfläche, worin die Schuhspitze meist in Schrägstellung Platz findet
3. Hängenbleiben mit der Schuhspitze an Fußangeln, wie zum Beispiel Versorgungsleitungen, gelöste Belagsränder, Treppenunterschneidungen, die vom Fuß unterfahren werden können
Ausrutschen
Die kritische Phase für das Ausrutschen ist das Aufsetzen des Fußes mit der Ferse. Das folgende Bild veranschaulicht die Kräfteverhältnisse beim Aufsetzen des Fußes.
Können die vom Fuß auf den Boden einwirkenden Kräfte (FX, Z) nicht durch einen ausreichenden Reibwert µ auf den Boden übertragen werden, kann es zu einem Ausrutschen kommen. Das geschieht dann, wenn der Reibwert μ kleiner ist als der Anforderungskoeffizient Q.