Gesunde Arbeitszeitgestaltung
Die Gestaltung der Arbeitszeit gehört zu den zentralen Fragestellungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Mit Blick auf den Wandel der Arbeitswelt stellt die Flexibilisierung der Arbeitszeit Unternehmen und Beschäftigte vor neue Herausforderungen.
Entsprechend spielt eine menschengerechte Arbeitszeitgestaltung eine wichtige Rolle für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Wie dies gelingt, welche Arbeitszeitmodelle unter gesundheitlichen Aspekten empfehlenswert sind und welche nicht - diesen und anderen Fragen geht die Gruppe Arbeitszeit und Flexibilisierung in Forschungs- und Entwicklungsprojekten nach. Die generierten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse gehören heute zum Standard im Bereich der Arbeitszeitgestaltung, vieles hat im Rahmen von Politikberatung Eingang ins Regelwerk gefunden.
Der neue baua: Bericht kompakt Flexibilität der Arbeitszeit gibt einen Überblick über die sich seit 2023 fortsetzende Zunahme von Flexibilitätsmöglichkeiten im Rahmen der Digitalisierung der Arbeitswelt. Zeitliche Handlungsspielräume von Beschäftigten wirken sich oft positiv auf ihre Gesundheit und Work-Life-Balance aus und gehen mit einer erhöhten Zufriedenheit einher. Gleichzeitig stehen Beschäftigte betrieblichen Flexibilitätsanforderungen gegenüber, die eine hohe zeitliche Anpassungsfähigkeit erfordern und ihre Gesundheit und Work-Life-Balance negativ beeinflussen können.
Eine wichtige Basis für die Ergebnisse ist die BAuA-Arbeitszeitbefragung, eine repräsentative Panelbefragung. Die Daten geben Aufschluss über die Arbeitszeitrealität der Beschäftigten und erlauben unter anderem eine Einschätzung zu Fragen der Arbeitszeit und deren Gestaltung.
Zeit- und ortsflexibles Arbeiten
- Formen zeit- und ortsflexibler Arbeit bieten große Chancen für Beschäftigte und Betriebe, gehen aber auch mit Risiken einher, zum Beispiel im Hinblick auf zeitliche Entgrenzung oder Innovationsverluste.
- Bei der Ausgestaltung von Zeit- und Ortsflexibilität gelten das Arbeitsschutz- und Arbeitszeitgesetz; Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen haben daher umfangreiche Fürsorgepflichten.
- Zeit- und Ortsflexibilität sind auch verbunden mit einer wachsenden Unsichtbarkeit der Beschäftigten; sie müssen häufiger eigenverantwortlich bei der Arbeitsgestaltung mitwirken.
Flexible Arbeitszeitgestaltung
Ortsflexibles Arbeiten
Arbeitszeitverkürzung, Arbeitszeitwünsche und Viertagewoche
- Viele Beschäftigte arbeiten normalerweise an fünf Tagen pro Woche mit einer vertraglichen Arbeitszeit von etwa 40 Stunden.
- Einige Beschäftigte, insbesondere in Vollzeit, wünschen sich eine Verkürzung der Arbeitszeit.
- Werden Arbeitszeiten umverteilt oder verkürzt, gilt es lange Arbeitstage zu vermeiden und notwendige organisatorische Veränderungen zu berücksichtigen.
Arbeitszeitmodelle
- In der Gestaltung flexibler Arbeitszeitmodelle liegen große Potenziale, sowohl für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen als auch für die Gesundheit, die Zufriedenheit und die Work-Life-Balance ihrer Beschäftigten.
- Die Entwicklung und Einführung eines Arbeitszeitmodells ist aufgrund der zahlreichen Gestaltungsparameter, der großen Modellvielfalt sowie der teilweise gegensätzlichen Zielsetzungen zwischen Vertretern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sehr anspruchsvoll.
- Auf unserer Themenseite „Arbeitszeitmodelle“ werden arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen kurz dargestellt und leicht verständlich beschrieben.
Lage der Arbeitszeit und atypische Arbeitszeiten
- Einige Beschäftigte in Deutschland arbeiten zu atypischen Zeiten, etwa am Wochenende, oder in Nacht- und Schichtarbeit. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sie umfassen zum Beispiel die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung (z. B. bei der Polizei), aber auch technologische oder wirtschaftliche Motive (z. B. in der Produktion).
- Nacht- und Schichtarbeit stellen hohe Anforderungen an die Gesundheit und das Sozialleben von Beschäftigten. Aufgrund dieser Risiken schreibt das Arbeitszeitgesetz (§ 6) vor, dass die Arbeitszeit von Beschäftigten in Nacht- und Schichtarbeit „nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen“ ist.
- Auch atypische Arbeitszeitformen wie Arbeit auf Abruf, Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst können mit hohen Anforderungen an Beschäftigte einhergehen (Flexible Arbeitszeitgestaltung ). Diese resultieren unter anderem aus der geringen Vorhersehbarkeit der Arbeitszeit bei diesen Arbeitszeitformen.
Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit
Gestaltung von Schichtarbeit in der Pflege
Erfassung von Arbeitszeiten
- Für den Arbeitsschutz ist die Erfassung der Arbeitszeit wichtig, um die Exposition durch arbeitsbedingte Belastungen bemessen zu können und die zeitliche Entgrenzung zu vermeiden.
- Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass Arbeitgeber ein System zur Arbeitszeiterfassung einführen müssen, mit dem die täglich geleistete Arbeitszeit inklusive Überstunden vollständig erfasst wird.
- Für Beschäftigte ermöglicht die Erfassung der Arbeitszeit, dass Überstunden erfasst und durch Freizeit ausgeglichen werden können. Das eröffnet auch zeitliche Flexibilität für Beschäftigte, zum Beispiel im Rahmen von Gleitzeitregelungen.
Gefährdungsbeurteilung Arbeitszeit
- Der Gestaltungsrahmen der Arbeitszeit wird im Arbeitszeitgesetz, aber auch im Arbeitsschutzgesetz im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung definiert. Die Gestaltung der Arbeitszeit wird als Beurteilungsfaktor in § 5 Arbeitsschutzgesetzexplizit genannt.
- Weitere Informationen finden Sie auf der Themenseite zur Gefährdungsbeurteilung. Mit der Checkliste zur "Gefährdungsbeurteilung Arbeitszeit" können Sie zudem die Qualität von Arbeitszeitmodellen einschätzen, bewerten und erhalten Gestaltungsoptionen.