Einblicke, Diskussionen und Erkenntnisse zu den Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz aus unserem Workshop beim Sommerempfang der Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern
Ein Beitrag von Muriel Reuter und Thea Radüntz
Am 03. Juli durften wir auf dem Sommerempfang der Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern (UK MV) einen Workshop über menschengerechte Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) leiten. Diese Gelegenheit erhielten wir durch eine Einladung von Herrn Marc Irmer, die uns über die KI-Koordinierung der BAuA erreichte. Mit viel Vorfreude und Engagement haben wir uns auf diesen besonderen Workshop vorbereitet. Unser Ziel war es, zusammen mit den Teilnehmenden wertvolle Einblicke und praxisnahe Erfahrungen zu diskutieren. In diesem Blogbeitrag möchten wir unsere Erlebnisse und die spannenden Diskussionen aus dem Workshop teilen und einen tieferen Einblick in die vielfältigen Perspektiven auf KI in der Arbeitswelt geben.
Die Veranstaltung, die schon zum dritten Mal stattfand, war nicht nur wegen ihres Inhalts und der perfekten Organisation etwas Besonderes. Allein die Location war schon ziemlich außergewöhnlich, nämlich das Ostseestadion in Rostock. Dort begrüßte uns der Stadionsprecher zur Eröffnung der Veranstaltung. Die inhaltlichen Schwerpunkte in diesem Jahr waren "Künstliche Intelligenz" und "Personal im Fokus" – eine sehr gute Themenwahl, die über 300 engagierte Teilnehmende anzog.
Diskussionen und Erkenntnisse aus dem Workshop
Unser Workshop "Menschengerechte Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz" fand in einer der VIP-Logen auf der Südtribüne statt. Mit 20 Teilnehmenden aus den Berufsgruppen Sifa (Fachkräfte für Arbeitssicherheit), BGM/BEM (Betriebliches Gesundheitsmanagement/Betriebliches Eingliederungsmanagement), Betriebsärztinnen/Betriebsärzte und Personalerinnen/Personaler haben wir uns intensiv ausgetauscht, diskutiert und viel voneinander gelernt.
Zu Beginn lag der Fokus unseres Workshops darauf, ein Stimmungsbild über den Einsatz von KI in der Arbeitswelt einzuholen. Es ging um vielfältige Anwendungsmöglichkeiten von KI, aber auch um ethische und praktische Herausforderungen. Dabei kamen ganz unterschiedliche Punkte zur Sprache – zum Beispiel das Schreiben von Reden, die vereinfachte Recherche, die Verbesserung der medizinischen Diagnostik, das erleichterte Lernen und Erklären komplexer Inhalte durch KI oder die Rückgewinnung von Personalressourcen. Weitere wichtige Themen waren der Datenschutz, aber auch die psychische Belastung durch KI – sowohl im entlastenden als auch im belastenden Sinne. Auch die Prüfung und Kontrolle von KI-Systemen, die Macht über Informationen und Wissen sowie die potenzielle Entmenschlichung von Arbeitsprozessen wurden kritisch erwähnt. Zusammenfassend zeigte sich eine grundsätzlich positive Einstellung mit viel Potenzial. Wir waren überrascht und erfreut über diese optimistische Grundhaltung, obwohl auch etwaige Risiken deutlich angesprochen wurden.
Brainstorming: KI-Anwendungen für die Praxis
Im Anschluss daran teilten sich die Teilnehmenden in vier Gruppen auf, um sich je eine mögliche KI-Anwendung zu überlegen. Jede Gruppe diskutierte intensiv die Chancen und Risiken ihrer Anwendung und präsentierte schließlich ihre Ergebnisse. Die Sifa überlegten sich eine KI-Anwendung zur Unterstützung bei der Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen und Begehungsprotokollen. Die Teilnehmenden aus dem BGM/BEM schlugen eine KI-Anwendung zur Ermittlung und Ansprache von BEM-Berechtigten sowie zur Vermittlung von Verfahrensinformationen vor. Personalerinnen und Personaler diskutierten eine KI-Anwendung für das Bewerbungsverfahren, die den ganzen Prozess von Ausschreibungen über die Vorauswahl der Bewerberinnen und Bewerber bis hin zu Aufzeichnungen von Vorstellungsgesprächen und die Erstellung von Entscheidungsvorschlägen unterstützt. Betriebsärztinnen und Betriebsärzte behandelten eine Gesundheits-App zur Unterstützung beim Abnehmen durch Erfassung von Routinen, Bewegungsverhalten und Stoffwechselanalyse, sowie Erstellung individueller Ernährungs- und Essenspläne.
Als primäre Vorteile wurden Zeitersparnis und Ressourcenschonung genannt aber auch die Hoffnung, dass durch eine Gleichbehandlung durch die KI-Algorithmen Fairness und Effizienz erhöht werden. Bedenken bestanden bzgl. einer übermäßigen Abhängigkeit, die dazu führen könnte, dass Fachkräfte ihr eigenes Wissen und ihre Fähigkeiten weniger gut entwickeln. Weniger persönlicher Kontakt kann zudem zu einem Verlust sozialer Kompetenzen und einem Gefühl der Isolation führen. Hinzu kommt, dass bei fehlerhaften Daten oder technischem Versagen die Systeme falsche Entscheidungen treffen und Prozesse negativ beeinflussen können. Als weiterer Nachteil wurde der Umgang mit sensiblen Daten genannt. Hier sind höchste Sicherheitsstandards erforderlich, um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten. Schließlich können KI-Entscheidungen anhand gesammelter Daten zu Diskriminierung und ungerechtfertigtem Druck führen.
Fazit: Eine rundum gelungene Veranstaltung
Der Workshop war ein voller Erfolg! Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich intensiv mit menschengerechten Anwendungsmöglichkeiten von KI auseinanderzusetzen. Die lebhaften Diskussionen und kreativen Ideen haben gezeigt, wie vielseitig und wichtig der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in verschiedenen Berufsfeldern sein kann. Dank der fachlich aktuellen Inhalte und der engagierten Teilnahme konnten wir wertvolle Einblicke gewinnen und wichtige Denkanstöße für die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich mitnehmen. Der Workshop zeigte aber auch, dass es großen Gesprächs- und Diskussionsbedarf unter den Teilnehmenden gibt. Insbesondere die Themen Daten, Datenschutz und Privatsphäre wurden als zentrale Probleme identifiziert. Außerdem äußerten viele die Angst vor Kompetenzverlust und technischem Versagen.
Der Sommerempfang der UK MV war insgesamt eine fachlich sehr gelungene Veranstaltung mit äußerst relevanten Themen. Die Vorträge und Workshops boten tiefgehende Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen, die unsere Arbeitswelt momentan prägen. Besonders beeindruckend war der Austausch zwischen den Teilnehmenden, der zu inspirierenden Diskussionen und neuen Perspektiven führte. Die perfekte Organisation und die angenehme Atmosphäre rundeten das Event ab und machten es für uns zu einem bereichernden Erlebnis.
Zitiervorschlag
Reuter, Muriel und Radüntz, Thea, 2024. Ostseestadion in Rostock und Arena frei für die KI [online]. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Verfügbar unter: https://www.baua.de/DE/Forschung/Projektblogs/KI-Blog/Artikel/KI-UV-MV.html