70. GfA-Frühjahrskongress

Marina Klostermann, Muriel Reuter und Arn Baudzus aus der KI-Nachwuchsforschungsgruppe berichten von ihren Eindrücken und Highlights.

Drei Personen in blauen Kapuzenpullovern, auf denen "Empowering you" steht, sitzen in einem Seminarraum und hören einem Vortrag zu
© Ludmilla Parsyak Photography

Marina Klostermann: Vom 6. bis zum 8. März fand der 70. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (GfA) unter dem Leitthema "Arbeitswissenschaft in-the-loop: Mensch-Technologie-Integration und Ihre Auswirkung auf Mensch, Arbeit und Arbeitsgestaltung" in Stuttgart statt. Viele BAuA-Mitarbeitende aus anderen Fachgruppen waren auch in diesem Jahr mit vielfältigen Themen neben dem der KI vertreten. Wir, Arn Baudzus, Muriel Reuter und ich aus der KI-Nachwuchsforschungsgruppe der Gruppe "KI in der Arbeitswelt" konnten mit unseren Beiträgen für die Doktorandenwerkstatt für die Linien 1 (frühes Stadium der Promotion) und 2 (späteres Stadium der Promotion) dabei sein. Arns Beitrag beleuchtete die Entwicklung eines Assistenzsystems zur Gefährdungsbeurteilung unter Verwendung von Internet-of-Things-Technologien und Algorithmik aus dem Bereich des maschinellen Lernens und der Data Science. Muriels Beitrag fokussierte den Effekt anthropomorpher Gestaltung auf die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit von einem KI-Assistenzsystem. Mein Beitrag bezog sich auf den Einfluss von Automatisierung, Digitalisierung und KI in der Arbeitswelt und leitete aus meiner bisherigen Forschung Herausforderungen und Chancen für eine lern- und kompetenzförderliche Arbeitsgestaltung ab. Er gab einen Ausblick wie KI für den Kompetenzerhalt und die Kompetenzerweiterung eingesetzt werden kann.

Nachdem Hin- und Rückfahrt aufgrund eines plötzlich anstehenden Bahnstreiks dynamisch umgeplant werden mussten, sind wir gut und sicher in Stuttgart angekommen. Die Stadt hat uns mit ihren vielen historischen Gebäuden und der grünen Umgebung beeindruckt. Nachhaltig (im doppelten Sinne) hat uns auch die Universitätsmensa mit nachfüllbaren Kaffeebechern und Essbehältern begeistert. Was ist euch nachhaltig in Erinnerung geblieben?

Muriel Reuter: Mein persönliches Highlight der Konferenz war die Session zu den Neuroarbeitswissenschaften. Ein bisschen "back to the roots". Es wurden vielfältige Themen wie Blickstrategietraining in selbstfahrenden Autos und unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten der Messmethoden zur Erfassung von Gehirnaktivitäten wie z. B. Elektroenzephalographie (EEG) oder funktionale Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS) vorgestellt. Einige kannte ich bereits aus anderen Anwendungskontexten. So war es wirklich spannend, neue Blickwinkel zu bekommen. Die Stimmung war super. Alle waren sehr interessiert und das Feedback war konstruktiv. Für meine eigene Forschung zu menschenähnlicher Gestaltung von KI-Systemen konnte ich auch einige Denkanstöße mitnehmen, z. B. wie man das Flow-Erleben durch EEG messen kann und wie sich dies in meine Promotion einbringen lassen könnte. Also wie man neurophysiologische Korrelate bei der Nutzung von anthropomorphen KI-Systemen messen kann. Was waren eure (Forschungs-)Highlights?

Arn Baudzus: Mich haben vor allem die Präsentation des Kompetenzzentrums HumAIne beeindruckt. Bei HumAIne fand ich vor allem die Forschung an der Veränderung von Jobrollen durch den Einsatz von KI interessant. Bei einem Anwendungsbeispiel aus dem Ausbildungsbetrieb der Wittener Edelstahlwerke wurde anschaulich verdeutlicht, wie Technologien aus dem Umfeld des maschinellen Lernens genutzt werden können, um Jobs interessanter und besser zu gestalten. Vielleicht kann ich die Rollenbilder ja auch benutzen um die Auswirkungen des Assistenzsystems, das wir entwickeln, auf die Beschäftigten zu untersuchen.

Schnappschuss von Arn Baudzuz, Muriel Reuter und Marina Klostermann im Auto
© Arn Baudzus / BAuA

Marina Klostermann: Apropos Jobs interessanter und besser gestalten: Ich habe dazu einen interessanten Beitrag zu Job Crafting innerhalb der KI-bezogenen Arbeitsgestaltung auf dem diesjährigen GfA-Frühjahrskongress gehört, der mich beeindruckt hat. Job Crafting bedeutet, dass man selbst Veränderungen bei der Arbeit initiiert – mit dem Ziel, die Arbeit für sich selbst zu verbessern. Ich habe dazu gespannt einem Forschungsvortrag über ein Reflexionsinstrument im Rahmen agiler Arbeitsgestaltung zugehört. Ich fand es interessant zu sehen, dass Job Crafting so breit und unterschiedlich einsetzbar ist. Das Konstrukt kann für meine Forschung ebenfalls interessant sein, um herauszufinden, inwiefern ein Einsatz von KI-basierten Weiterbildungsmöglichkeiten einen Beitrag zur proaktiven Kompetenz- und Karriereentwicklung (Formen des Job Craftings) leisten kann.

Muriel Reuter: Neben interessanten Forschungsvorträgen fand ich die Doktorandenwerkstatt auch sehr gut gelungen. Man konnte im kleinen und etwas geschützten Rahmen sein Forschungsvorhaben präsentieren. Dabei gab es konstruktives Feedback und weiterführende Hilfestellungen sowohl von den Session Chairs als auch von den anderen Promovierenden. Es war wirklich spannend, Einblicke in andere Forschungsarbeiten zu bekommen und festzustellen, dass man zum Teil auf ähnliche Hürden stößt. Da kann man dann super von den Erfahrungen der etwas fortgeschritteneren Promovierenden profitieren. Anschließend an die Doktorandenwerkstatt hat Prof. Dr. Verena Nitsch von dem Institut für Arbeitswissenschaften der RWTH Aachen einen Einblick und praktische Tipps zu Berufungsverfahren gegeben. Ich bin schon sehr gespannt auf die Frühjahrskonferenz der GfA in Aachen nächstes Jahr.

Arn Baudzus: Ja, nachdem es auf dem diesjährigen GfA-Frühjahrskongress fokussiert darum ging, neue Technologien in die Arbeit des Menschen zu integrieren und zu antizipieren, welche Auswirkungen, Chancen und Möglichkeiten dies birgt, geht es im nächsten Jahr thematisch darum, wie Technologien gestaltet sein müssen, damit sie als hilfreiches Instrument einsetzbar sind. Damit adressiert der nächste GfA-Frühjahrskongress einen unserer Meinung nach sehr wichtigen Punkt. Wir forschen schließlich für die Menschen in der Arbeitswelt. Wir freuen uns jetzt schon und sind gespannt auf den GfA-Frühjahreskongress 2025 in Aachen. Vielleicht sieht man sich ja dort!

Zitiervorschlag

Baudzus, Arn; Klostermann, Marina; Reuter, Muriel, 2024. 70. GfA-Frühjahrskongress - Impressionen und Impulse rund um das Thema Künstliche Intelligenz in der Arbeitswissenschaft [online]. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Verfügbar unter: https://www.baua.de/DE/Forschung/Projektblogs/KI-Blog/Artikel/GfA-2024

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