Stufenweise Wiedereingliederung (STWE): Aktuelle Umsetzung und Weiterentwicklungspotentiale

  • Projektnummer : F 2459
  • Projektdurchführung : Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
  • Status : Abgeschlossenes Projekt

Projektbeschreibung :

Bedeutung

Die Stufenweise Wiedereingliederung (STWE) ist ein wesentlicher Bestandteil des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM), um arbeitsunfähige Beschäftigte nach längerer Krankheit an ihren Arbeitsplatz zurückzuführen. Sie unterstützt die Überwindung von Krankheit, fördert die gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben sowie Selbstbestimmung und stabilisiert die Arbeitsfähigkeit.

Forschungsgegenstand

Das Projekt untersuchte, wie die STWE in Deutschland aktuell umgesetzt wird und analysierte aktuelle Herausforderungen sowie Potenziale zur Weiterentwicklung. Insbesondere das Handeln der zurückkehrenden Beschäftigten und betrieblichen Stakeholdern in der Vorbereitung, Umsetzung und Nachsorge der STWE stand im Fokus. Dabei wurden die als förderlich und hinderlich erlebten Faktoren aus unterschiedlichen Perspektiven der STWE näher betrachtet.

Methode

Zur Datenerhebung wurden leitfadengestützte Interviews und Gruppendiskussionen mit zurückkehrenden Beschäftigten während und nach dem STWE-Prozess sowie mit relevanten betrieblichen Stakeholdern, (z.B. BEM-Beauftragte, Führungskräfte, Personalsachbearbeitung) durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mit der Dokumentarischen Methode der Interpretation nach R. Bohnsack. 

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass die STWE von allen Beteiligten als unverzichtbarer und zentraler Bestandteil der Rückkehr nach Langzeiterkrankung angesehen wird. Insbesondere in der individuellen Anpassung der Inhalte und Steigerungsstufen an den Ist-Zustand der Ressourcen und Fähigkeiten der noch krankgeschriebenen und sich im Genesungsprozess befindenden zurückkehrenden Beschäftigten stellt eine große Herausforderung dar, ist jedoch zentral. Unterschätzt wird der intrinsische und extrinsische Druck, schnell zur Arbeit und Normalität zurückzukehren sowie die Auswirkungen der Langzeiterkrankung auf die mentale Gesundheit der Betroffenen. Oft entwickeln sich in der langen Abwesenheit Ängste, Sorgen und Vorbehalte in Bezug auf die eigene Arbeitsfähigkeit und die Reaktionen des sozialen Arbeitsumfeldes. Betrieblicher Ressourcenmangel, Druck und fehlende achtsam-fürsorgliche Unterstützung behindern die Umsetzung der STWE und begünstigen eine Überforderung. Es zeigen sich große Unterschiede im Umgang mit langzeiterkrankten Mitarbeitenden auf individueller und struktureller Ebene, die punktuell durch einzelne erfahrene Vertrauenspersonen in der Begleitung kompensiert werden.

Es ist ein bedürfnisorientierter, flexibler und individueller Umgang mit der STWE nötig, der sowohl die noch bestehenden Einschränkungen als auch die Ressourcen der Zurückkehrenden berücksichtigt. Die Ergebnisse betonen die Wichtigkeit einer therapeutisch und nachhaltig orientierten STWE, welche die Genesung am Arbeitsplatz verstetigt, Arbeitsunfähigkeit gemeinschaftlich bewältigt, Langfristigkeit mitdenkt und die Weiterarbeit in Gesundheit ermöglicht. Sie hebt außerdem die Rolle von erfahrenen BGM-Fachkräften, sowie geschulten und sensibel-fürsorglich handelnden Führungskräften und Teams hervor, damit dies gelingt.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse verdeutlichen den Optimierungsbedarf der STWE, insbesondere in Bezug auf die frühzeitige Vorbereitung um Ängste abzubauen, die ressourcengerechte individuelle inhaltliche Gestaltung, den Einfluss eines wertschätzenden Betriebsklimas, den Bedarf an Schulungen für Führungskräfte und klarere BEM-Strukturen. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Weiterentwicklung frühzeitiger Interventionen und Prävention im Sinne von "Stay at Work" fokussieren. Maßnahmen für die Praxis sollten die Genesungsverstetigung als Ziel der STWE verdeutlichen und zu mehr Sensibilität, Entstigmatisierung und Verständnis im Umgang mit langzeiterkrankten und von Langzeiterkrankung bedrohten Beschäftigten beitragen.

Publikationen

Stufenweise Wiedereingliederung

Erscheinungsjahr: 2021

Suchergebnis_Format baua: Fakten

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Gradual return to work (GRTW)

Erscheinungsjahr: 2024

Suchergebnis_Format baua: Fakten

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The current practice of gradual return to work in Germany: a qualitative study protocol

Erscheinungsjahr: 2022

Suchergebnis_Format Aufsatz

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Weitere Informationen

Kontakt

Fachgruppe 3.5 "Evidenzbasierte Arbeitsmedizin, Betriebliches Gesundheitsmanagement"

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Fax: 0231 9071-2070