Eine laborexperimentelle Untersuchung
- Projektnummer : F 2427
- Projektdurchführung : Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Status : Abgeschlossenes Projekt
Projektbeschreibung :
Im Projekt wurde in zwei empirischen Studien die Wirkung unterschiedlicher realer Arbeitsplatzgeräusche auf die Leseleistung, einen Konzentrationstest sowie auf das Wohlbefinden untersucht. Alle Geräusche wurden bei Schalldruckpegeln präsentiert, die keine Gefahr für das Gehör darstellen. Die Leseleistung wurde als eine relevante Leistung im Arbeitsalltag ausgewählt, da es in vielen Arbeitsbereichen eine alltägliche Anforderung ist, Informationen aus geschriebenem Material zu entnehmen - also durch Lesen zu erfassen. An den empirischen Studien haben insgesamt 123 Beschäftigte teilgenommen. Das Alter der Teilnehmenden lag zwischen 29 und 65 Jahren.
Ein wesentliches Ziel der ersten empirischen Studie war, zu untersuchen, ob sich bei zweimaliger Bearbeitung der Leseaufgabe in derselben akustischen Bedingung die Leistung vom ersten zum zweiten Durchgang verbessert. Ein solcher Trainingseffekt zeigte sich sowohl bei zweimaliger Bearbeitung der Aufgabe in einer Ruhebedingung als auch bei zweimaliger Bearbeitung in einer Bedingung mit Sprache als Hintergrundgeräusch. Die Kenntnis über den Trainingseffekt ist eine wichtige Information für weitere Studien mit dieser Aufgabe.
In einer zweiten empirischen Studie wurde untersucht, welche Wirkung drei unterschiedliche Hintergrundgeräusche im Vergleich zu einer Ruhebedingung auf die Leistung in der Leseaufgabe und in einem Konzentrationstest haben. Es wurden dafür Aufnahmen von Geräuschen an realen Arbeitsplätzen verwendet, und zwar Aufnahmen aus einem Multi-Space-Office, von einem Kassenarbeitsplatz im Textil-Einzelhandel und von einer Baustelle (Geräusche zur Verfügung gestellt von: J. Selzer, F. Schelle, Institut für Arbeitsschutz der DGUV, Büro und Kassenarbeitsplatz; E. Parizet, Institut National des Sciences Appliquées de Lyon, Baustelle). Im Anschluss an die Bearbeitung der Aufgaben wurden die Teilnehmenden zu vier Aspekten nach ihren subjektiven Einschätzungen gefragt (Anstrengung, Konzentration, Leistung, Störung).
In den Auswertungen zur Leseaufgabe und zum Konzentrationstest wurden zwar einzelne, teils tendenzielle Effekte ermittelt, die nachteilige Wirkungen von Geräuschen mit Sprachanteilen (Büro, Kassenarbeitsplatz) zeigten. Die weitaus deutlicheren Effekte wurden jedoch bei den subjektiven Einschätzungen nachgewiesen. Im Mittel wurden für die Bearbeitung der Aufgaben in allen Geräuschbedingungen eine höhere erlebte Anstrengung, geringere Konzentration, geringere selbsteingeschätzte Leistung und eine größere Störung angegeben als in der Ruhebedingung.
Obwohl die Bearbeitungszeiten der Aufgaben mit jeweils weniger als 20 Minuten im Vergleich zu einem Arbeitstag relativ kurz waren, haben sich nachteilige Effekte der Geräuschbedingungen gezeigt. Dies gilt vor allem für die subjektiven Einschätzungen, bei denen sogar ein Effekt bei einem Geräusch ohne Sprachanteile (Baustellengeräusch) vorlag. Personen nach ihren subjektiven Einschätzungen zu fragen, hat sich somit als eine sehr wichtige Methode erwiesen. In erweiterter Form könnten Befragungen zu subjektiven Einschätzungen bereits als alleiniges Instrument nützlich sein. Sie sollten zumindest als Ergänzung zu Leistungstests oder anderen Erhebungsmethoden eingesetzt werden, wenn das Ziel darin besteht, nicht nur lärmbedingte Leistungsbeeinträchtigungen zu vermeiden, sondern Beschäftigte umfassend und langfristig vor nachteiligen Wirkungen durch ihre akustische Arbeitsumgebung zu schützen.