- Projektnummer: F 2285
- Projektdurchführung: Technische Universität Chemnitz / ISF München, Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. / Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Status: Abgeschlossenes Projekt
Projektbeschreibung:
Ziel des dazu durchgeführten Projektbündels war die Gewinnung neuer Erkenntnisse zum Phänomen "Zeit- und Leistungsdruck" in exemplarischen Bereichen qualifizierter Dienstleistungstätigkeiten. Gefragt wurde hierbei nach den Entstehungsbedingungen, Formen, Umgangsweisen und Folgen des Zeit- und Leistungsdrucks. Dabei wurden Methoden der qualitativen Sozialforschung (betriebliche Fallstudien mit leitfadengestützten Interviews) und der arbeitspsychologischen Forschung (Beobachtungsinterviews) eingesetzt. Insgesamt wurden über 100 Beschäftigte aus fünf unterschiedlichen Betrieben des Dienstleistungssektors in die Studien einbezogen. Dabei wurden drei verschiedene Teilprojekte bearbeitet, nämlich
- Professioneller Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck (Institut für Soziologie an der TU Chemnitz),
- Zeit- und Leistungsdruck bei Wissens- und Interaktionsarbeit (Institut für sozialwissenschaftliche Forschung - ISF München)
- Humankriterien von Arbeit unter dem Faktor Zeitdruck (Eigenforschung der BAuA)
Dabei standen die Dienstleistungsfelder: Produktentwicklung, Interaktionsarbeit (IT-Support), Gesundheitswesen, Technik- und Infrastrukturdienstleistung und kommerzielles Bildungswesen im Fokus. Zeit- und Leistungsdruck erscheint in den untersuchten Feldern als Phänomen, das von den Befragten weniger als (planbare) Ausnahme, sondern als „normal“ beschrieben wird. Gerade die anforderungsreichen Tätigkeiten sind es, die von Zeitdruck betroffen sind.
In den Ergebnissen zeigt sich eine große Vielfalt an Formen des Zeit- und Leistungsdrucks, die mit unterschiedlichen Ursachen korrespondieren und die eine breite Palette wahrgenommener Folgen bei den Beschäftigten auslösen. Insbesondere den ermittelten Umgangsweisen mit Zeit- und Leistungsdruck, wie z. B. "Perfektionismus" vs. "Pragmatismus" kommt eine hohe Bedeutung für die Bewältigung bzw. Verminderung negativer Folgen von Zeit- und Leistungsdruck zu.
Angesichts dessen, dass Zeit- und Leistungsdruck nicht generell "abgeschafft" werden kann, muss das Ziel der Arbeitsgestaltung darin bestehen, Zeit- und Leistungsdruck arbeits- und lebensverträglich(er) zu gestalten. Neben individuellen Gestaltungsmöglichkeiten (z. B. "Entdichtung" von Arbeit, Limitierung zeitlicher Erreichbarkeit, Reduktion von Störungen und Unterbrechungen etc.), die in Leit-prinzipien eines individuellen professionellen Umgangs mit Zeit- und Leistungsdruck münden, werden Ansatzpunkte für einen gestaltenden betrieblichen Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck beschrieben. Dabei werden auch Vorschläge der Beschäftigten selbst erwähnt, wie z. B. Zielvereinbarungen und keine Zieldiktate, Begrenzung von Nebenaufgaben und bürokratischen Verpflichtungen, klare Stellvertreterregelungen etc.