- Projektnummer: F 2249
- Projektdurchführung: Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie Forschung e.V. (GAWO)
- Status: Abgeschlossenes Projekt
Projektbeschreibung:
Bereits in der Vergangenheit wurden unterschiedliche Facetten der Bildschirmarbeit im Non-Office-Bereich untersucht. Entstanden ist eine Forschungsreihe, die bislang Bildschirmarbeitsplätze in Kliniken und Praxen sowie in der Produktion zum Thema hatten. Leitwarten als drittgrößter Anwendungsbereich außerhalb der Bürotätigkeiten mit ca. 0,3 Millionen Bildschirmarbeitsplätzen (BiBB/BAuA 2006) fügen sich demnach nahtlos in die Forschungsreihe ein. Im Gegensatz zu herkömmlichen Bildschirmarbeitsplätzen im Büro- und Verwaltungsbereich werden Bildschirmarbeitsplätze in Leitwarten nicht als solche wahrgenommen und entsprechend den Anforderungen aus der Bildschirmarbeitsverordnung gestaltet. Anders als in der Produktion findet in Leitwarten keine Steuerung einzelner Maschinen statt, sondern vielmehr die Steuerung komplexer Prozesse, Anlagen, Abläufe und weiterer Systeme. In diesem Bereich ist die menschliche Wahrnehmung und Verarbeitung von Informationen von besonderer Bedeutung, um sicherheitskritische Vorfälle zu vermeiden. Allein die Vielfalt verschiedener Leitwartenarbeitsplätze verdeutlicht die Komplexität der möglichen Belastungen und Gefährdungen, die aus den Arbeitsaufgaben resultieren können. In Verkehrsleitwarten (z. B. Dispatcher des ÖPNV) beispielsweise werden andere Aufgaben wahrgenommen als in Leitwarten von Kraftwerken oder von Sicherheitsdiensten.
Workshop zur Präsentation der Ergebnisse:
Am 25.10.2011 veranstaltete die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zur Präsentation der Ergebnisse des Projektes F 2249 "Bildschirmarbeit in Leitwarten" zusammen mit den Forschungsnehmern, der Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung (GAWO) e. V. und dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) St. Augustin, einen Workshop mit rund 30 Teilnehmern. Unter den Teilnehmern befanden sich insbesondere Vertreter bekannter Firmen aus verschiedenen Branchen sowie von Unfallversicherungsträgern und aus Behörden.
Im Fokus der Veranstaltung stand die Anwendung der Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV) in Leitwarten. Im Vergleich zu klassischen Leitständen mit analogen Anzeigewänden und manuellen Steuerpulten überwiegt in den über 100.000 Leitwarten in Deutschland die Arbeit mithilfe von Bildschirm-Rechner-Einheiten und komplexer Software. Die bekannten Handlungsempfehlungen zu Bildschirmarbeit im Büro lassen sich aufgrund der Unterschiede in der Arbeitsaufgabe, -umgebung und -organisation nur begrenzt und sinngemäß auf die Bildschirmarbeit in Leitwarten übertragen.
Auf dem Workshop wurden Defizite in der Arbeits- und Arbeitsplatzgestaltung in Leitwarten thematisiert und diskutiert. Des Weiteren wurden Instrumente - insbesondere eine im Projekt entwickelte Checkliste - zur Prüfung und Verbesserung von Bildschirmarbeitplätzen in bestehenden Leitwarten sowie von Plänen zur Errichtung neuer Leitwarten vorgestellt, diskutiert und in Gruppenarbeiten erprobt. Die Forschungsnehmer empfahlen, die betroffenen Operateure immer in die Planung bei der Neuerrichtung sowie bei notwendigen Änderungen von Bildschirmarbeiten und -arbeitsplätzen einzubinden.
Die Teilnehmer wünschten sich insbesondere eine Klarstellung des Anwendungsbereiches der BildscharbV hinsichtlich der Fragen: Welche Arbeitsplätze in Leitwarten sind Bildschirmarbeitsplätze und wann ist eine Arbeit Bildschirmarbeit?
Eine Checkliste, wie sie im Rahmen des Projektes erarbeitet wurde, wurde von den Teilnehmern als sehr hilfreich sowohl zur Prüfung und Verbesserung von bestehenden als auch zur Planung von neuen Leitwarten angesehen.