65. Wissenschaftliches Seminar, 4. Juni 2024

Vortrag von

  • Martin Kroczek und Jochen Späth, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Tübingen

Zur Milderung des Fachkräftemangels in der ambulanten Pflege wird auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Gesundheit der Pflegenden hingewirkt. Hoffnungen liegen dabei auf alternativen Organisationsformen, die sich durch ein höheres Maß an Autonomie der Pflegekräfte, flache Hierarchien sowie eine stärkere Orientierung an spezifischen Patientenbedürfnissen auszeichnen. Die Hoffnungen sind, dass alternative Organisationsformen die Attraktivität des Pflegeberufs erhöhen und die Belastungen am Arbeitsplatz reduzieren. Überlegungen zu einer alternativen Organisation der Pflege stehen dabei neben Forderungen nach Veränderungen konventioneller Arbeitseigenschaften, etwa der zeitlichen Arbeitsbelastung.

Ziel des vorgestellten Projekts ist es, mittels eines experimentellen Vignetten-Designs den Einfluss alternativer Organisationsformen und konventioneller Arbeitseigenschaften auf die Arbeitsattraktivität sowie die physische und psychische Belastung der Pflegenden in der ambulanten Pflege zu analysieren. Dazu wurde eine Online-Befragung von ca. 100 Fachkräften bei ambulanten Pflegediensten durchgeführt, im Rahmen derer die Befragten Beschreibungen hypothetischer Arbeitsstellen in der ambulanten Pflege bewerteten. Das experimentelle Design der Befragung zielt auf eine minimale Korrelation zwischen den betrachteten Eigenschaften ab und ermöglicht so eine kausale Interpretation der Ergebnisse. Angaben der Befragten aus dem Vignettenteil angeschlossenen "klassischen" Item-Teil der Befragung ermöglichen Rückschlüsse auf Wirkungskanäle der analysierten Eigenschaften.

Die Analysen zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen konventionellen Arbeitseigenschaften, Arbeitsbelastung und Arbeitsattraktivität. Vor allem die Belastung durch zusätzlich zu versorgende Pflegebedürftige zeigt hier einen Effekt. Hinsichtlich der Eigenschaften alternativer Organisationsformen zeigt sich ein differenzierteres Bild. Diese weisen kaum statistisch signifikante Zusammenhänge zu Attraktivität und Belastungen im Aggregat auf, in Teilgruppen sind diese aber teilweise durchaus relevant.

Der Schwerpunkt des Vortrags liegt einerseits auf dem methodischen Vorgehen im Projekt und andererseits auf der Darstellung einer Übersicht über die Ergebnisse.

Kontakt

PD Dr. Anne Marit Wöhrmann

Wissenschaftliche Leiterin
Fachbereich 3 "Arbeit und Gesundheit"

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