Hochtonaudiometrie und lärmbedingter Hörschaden

Zwischen dem Hörverlust im Standardaudiogramm bis 8 kHz und dem Hörverlust im Hochtonbereich (9 bis 16 kHz) besteht ein Zusammenhang. Aus spezifischen Merkmalen wurde gefolgert, dass der Hörverlust im Hochtonbereich prognostischen Wert für eine Gehörschädigung durch Lärm haben könnte. Für die Prävention der Lärmschwerhörigkeit ist diese Fragestellung von großer Bedeutung. In der NaRoMI-Studie wurden u. a. akustische Kenngrößen für die berufliche Lärmexposition der letzten 10 Jahre ermittelt. Zusätzlich wurden mit einer Substichprobe von 500 Personen otologische Untersuchungen einschließlich Hochtonaudiometrie durchgeführt. Die Auswertung dieser Daten erfolgte im Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der HHU Düsseldorf. Insgesamt gingen 482 Personen (mittleres Alter 56,5 Jahre) in die Analyse ein. Im Standardaudiogramm findet sich wie erwartet vor allem zwischen 3 und 8 kHz eine deutliche Progredienz des Hörverlust mit zunehmendem Alter, der in den jüngeren Altersklassen mit einer Senke bei 6 kHz verbunden ist. Im Hochtonbereich nimmt der Hörverlust in allen Altersdekaden weiter zu mit einer weiteren Senke zwischen 11,2 und 14 kHz, hier vor allem bei den Älteren. Ein Effekt der Lärmexposition zeigt sich im Audiogramm nur zwischen 3 und 8 kHz, in den sehr hohen Tönen nicht mehr. Die ursprünglich bessere Hörfähigkeit der Frauen zwischen 3 und 9 kHz gleicht sich im Hochtonbereich aus.

In der multivariaten Analyse wird deutlich, dass die Frequenzen, die dem analysierten Bereich am nächsten stehen, jeweils die höchste Bedeutung erhalten. Auch einzelne Hochtonfrequenzen tauchen sporadisch als Prädiktoren auf, allerdings ohne dass einer Einzelfrequenz eine klare Indikatorfunktion zukäme. Interessant ist die Beobachtung, dass je nach betrachtetem Frequenzbereich die übrigen Einflussfaktoren unterschiedlich bedeutsam sind. So wird das Risiko eines Hörverlustes > 40 dB bei 3 kHz im Wesentlichen von den Faktoren Geschlecht (OR 4,5; CI95% 1,5/14,2), Alter (OR für 10 Jahre 1,9; CI95% 1,2/3,0), Rauchen (OR 2,2; CI95% 1,2/4,1) und Schulbildung (OR 1,52; CI95% 1,0/2,1) bestimmt. Im Hochtonbereich wird der Hörverlust nur noch vom Alter bestimmt. Die Lärmexpositionsmaße zeigen nur für den Hörverlust im Standardaudiogramm einen geringen Einfluss.

Die mit verschiedenen methodischen Ansätzen erhaltenen Ergebnisse zur Vorhersage des Hörverlustes im Standard- bzw. Hochtonbereich sind durchgängig konsistent. Aufgrund des recht hohen Alters und einer insgesamt niedrigen Lärmbelastung der Probanden sind die Beziehungen zwischen Lärm und Hörschaden nur gering. Die Frage der Frühwarnfunktion der Hochtonaudiometrie im Hinblick auf lärmbedingte Hörschäden kann angesichts des Mangels an jungen Probanden nicht definitiv beantwortet werden. Dessen ungeachtet lässt sich für diese Studie festhalten, dass im Hochtonbereich auch keine längerfristigen Schäden festgestellt werden konnten, die einer Lärmexposition zuzuschreiben wären.

Bibliografische Angaben

Titel:  Hochtonaudiometrie und lärmbedingter Hörschaden. Ein Beitrag zur Prävention durch Früherkennung eines vulnerablen Gehörs?

Verfasst von:  S. Schwarze, G. Notbohm, C. Gärtner

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2005. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 1063)

ISBN: 3-86509-403-1, Seiten: 184, Projektnummer: F 1936, Papier

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Publikationen

Zusammenfassung des Berichtes "Hochtonaudiometrie und lärmbedingter Hörschaden"

(PDF, 1 MB, Datei ist nicht barrierefrei)

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