Erfassung psychischer Fehlbelastung unter den Aspekten Ort und Zeit
Die Regulative des Arbeits- und Gesundheitsschutzes (u. a. Arbeitsschutzgesetz, Bildschirmarbeitsverordnung) fordern, über Gefährdungen und Gesundheitsrisiken durch physikalische, chemische, ergonomische und biologische Einwirkungen hinaus auch arbeitsbedingte psychische Belastungen in die Bewertung der Arbeitsplätze einzubeziehen.
Der Bericht verbindet beide Themenbereiche: Zum einen wird unter Beachtung der Anforderungen an Instrumente zur Analyse und Bewertung (ISO 10075-3) ein Screening verfahren (Screening psychischer Arbeitsbelastungen - SPA, Metz & Rothe, 2001, 2003) erprobt und geprüft, ob dieses Verfahren - gegebenenfalls auch eine Erweiterung - geeignet ist, Merkmale orts- und zeitflexibler Tätigkeiten zu erfassen. Zum anderen werden mittel- und langfristige Folgen auf die Gesundheit und das Arbeitserleben in derartigen Tätigkeiten erhoben.
In die empirische Untersuchung sind vier anforderungsverschiedene Tätigkeiten einbezogen (Ambulante Pflegekräfte, Busfahrer, Polizeibeamte und Leiharbeiter), deren Arbeitsbedingungen unterschiedliche Formen und Ausprägungen orts- und zeitflexibler Arbeit aufweisen. Datengrundlage zur Ermittlung von Belastungen, Beanspruchungen und Beanspruchungsfolgen sind Interviews mit den Akteuren des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes, schichtbegleitende Tätigkeitsbeobachtungen und Mitarbeiterbefragungen.
Insgesamt erweist sich das Screeninginstrument SPA-S als geeignet, arbeitsbedingte Belastungen und Beanspruchungen mit ausreichender Genauigkeit und Trennschärfe zu erheben. Das Screeningverfahren erlaubt auch, Merkmale orts- und zeitflexibler Arbeit abzubilden. Ein Vorteil des Verfahrens ist in der Anwendbarkeit durch eingewiesene betriebliche Akteure des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu sehen.
Bezüglich der Auswirkungen der in diese Untersuchung einbezogenen orts- und zeitflexiblen Tätigkeiten wird deutlich, dass erlebte Beanspruchungen und Beanspruchungsfolgen stärker von den Aufgabeninhalten als von den spezifischen Ausführungsbedingungen Orts- und Zeitflexibilität abhängig sind. Die längsschnittliche Betrachtung belegt, dass die Beanspruchungsmuster eine hohe Stabilität aufweisen; dies dürfte jedoch v.a. durch den relativ kurzen Abstand zwischen Erst- und Zweiterhebung (14 Monate) bedingt sein.
Bibliografische Angaben
Titel: Erfassung psychischer Fehlbelastung unter den Aspekten Ort und Zeit.
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2004.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht
, Fb 1026)
ISBN: 3-86509-198-9, Seiten: 120, Projektnummer: F 1575, Papier, PDF-Datei
vergriffen