Gesundheitliche Auswirkungen flexibler Arbeitsformen

Betriebliche und arbeitsmarktpolitische Flexibilisierungsprozesse bilden die Grundlage für ein wachsendes Spektrum von Arbeits- und Erwerbsformen, die vom "Normalarbeitsverhältnis" abweichen. Kunden- und nachfragegesteuerte Arbeitszeiten, Formen neuer Selbstständigkeit, Arbeit auf Abruf, teilautonome Gruppen- und Projektarbeit sind typische und verbreitete Ausprägungen. In jüngster Zeit mehren sich die Indizien, dass solche flexiblen Arbeits- und Beschäftigungsformen nicht nur Chancen eröffnen, sondern auch spezifische gesundheitliche Risiken beinhalten könnten. Die Aufgabe des Projektes bestand darin, diese Risiken abzuschätzen und Ansatzpunkte zu deren Bewältigung aufzuzeigen.

Risikoabschätzung und Gestaltungsvorschläge stützen sich auf die Auswertung der internationalen (empirischen) Forschungsliteratur sowie ergänzende eigene Erhebungen (Expertengespräche, explorative Interviews, schriftliche Expertenbefragung im Internet). Theoretische Basis ist ein heuristisches Rahmenkonzept, das belastungs-, ressourcen- und regulationsorientierte Perspektiven zu integrieren versucht.

Es zeigt sich, dass in allen Grundkategorien flexibler Arbeit typische gesundheitskritische Konstellationen in unterschiedlichem Maße verbreitet sind. Es existiert ein Querschnittstrend zu intensiven Arbeitssystemen mit wachsenden Selbstregulationsanforderungen und zunehmenden Unsicherheitserfahrungen der Arbeitenden. Die zur Bewältigung erforderlichen äußeren und personalen Ressourcen sind oft prekär.

Um negativen Public-Health-Effekten entgegen zu wirken, sollten weitere Flexibilisierungsprozesse durch einen gezielten Ausbau solcher Ressourcen flankiert werden, die die Anforderungsbewältigung erleichtern. Dies setzt neben betrieblichen und personorientierten Maßnahmen die Einbeziehung regionaler Handlungsebenen und eine engere Verzahnung der Prävention mit anderen Fachpolitiken voraus, u. a. im Bereich Bildung, Leistung, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Zugleich sind Vorkehrungen erforderlich, die "entgrenzte" Leistungsanforderungen wieder enger an die jeweils vorhandene Ressourcenausstattung der Arbeitenden rückkoppeln. Grundlage könnte ein alternatives europäisches Leitbild nachhaltigen Arbeitens und Wirtschaftens sein, das auch der Arbeitsschutzpraxis und der Präventionsforschung als Orientierungshilfe dienen kann.

Bibliografische Angaben

Titel:  Gesundheitliche Auswirkungen flexibler Arbeitsformen. Risikoabschätzung und Gestaltungsanforderungen

Verfasst von:  Pröll, U.; Gude, D.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2003. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 986)

ISBN: 3-89701-974-4, Seiten: 210, Projektnummer: F 5160, Papier

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