Erwartungen von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Betriebsräten an Betriebsärzte

Die vorliegende Studie ist Bestandteil eines Forschungs- und Entwicklungsprogramms der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zur betriebsärztlichen Qualifizierung. Die Strukturqualität betriebsärztlicher Versorgung wird mitbestimmt davon, wie gut sie objektivierbaren Bedürfnissen und subjektiven Erwartungen ihrer Adressaten - der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und ihrer Personalvertretungen - entspricht.

Erwartungen von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Betriebs- bzw. Personalräten an die betriebsärztliche Versorgung wurden durch eine schriftliche Befragung erfasst. Der Fragebogen wurde in einer Variante für Arbeitgeber und Personalvertretungen und einer für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch Betriebsärztinnen und Betriebsärzte in den von ihnen betreuten Betrieben verteilt. Dabei wurden fünf Branchen und drei Betriebsgrößen berücksichtigt. Die Befragung fand in Norddeutschland mit Schwerpunkt in Hamburg und Hannover sowie in Dresden und Umgebung statt. Bei einer Rücklaufquote von 51 % liegen 761 Arbeitnehmerantworten vor sowie 81 Antworten von Arbeitgebern und 34 von Betriebs- bzw. Personalräten.

Die Ergebnisse zeigen ein insgesamt positives, aber teilweise widersprüchliches Bild betriebsärztlicher Tätigkeit. Etwa 90 % der befragten Beschäftigten sehen eine betriebsärztliche Betreuung als wichtig oder sehr wichtig an. In den letzten 12 Monaten hatten 44 - 61 % der Arbeitnehmer/innen Kontakt mit dem Betriebsarzt. Je nach wahrgenommenem Gesundheitsrisiko am Arbeitsplatz nennen zwischen 35 % und 72 % der Arbeitnehmer/innen einen höheren Bedarf betriebsärztlicher Betreuung, als er zur Zeit abgedeckt wird. In alltäglichen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes würde sich jeweils eine Minderheit der Antwortenden in erster Linie an den Betriebsarzt wenden; auch Arbeitgeber empfehlen nicht den Betriebsarzt als vorrangigen Ansprechpartner, während die Betriebsräte dies in höherem Maße tun.

Schlussfolgerungen: Betriebsärzten und arbeitsmedizinischen Diensten ist zu empfehlen, ihr Angebot und ihre Ergebnisse aktiver darzustellen. Sie sollten besonders Beschäftigten und Betrieben mit höher belastenden Tätigkeiten Präventions- und Schutzstrategien vorschlagen. Neue Aufgabenbereiche wie die Organisation des betrieblichen Gesundheitsschutzes oder den Abbau psychosozialer Belastungen müssen sie initiativ ergreifen.

Bibliografische Angaben

Titel :  Erwartungen von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Betriebsräten an Betriebsärzte. 

Verfasst von:   Brucks, U.; Schmidt, C.; Wahl, W.-B.; Scheuch, K.; Haufe, E.; Dietze, J.; Neumann, M.; Dzuck, M.

1. Auflage .  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2002. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 966)

ISBN: 3-89701-898-5, Seiten:  140, Projektnummer : F 5154, Papier

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