Asbeststaubgefährdung in Bremsendiensten

In 119 Reparaturwerkstätten und an Bremsenprüfständen wurden licht- und elektronenmikroskopische Faserkonzentrationsmessungen sowie Asbestfeinstaubmessungen vorgenommen.

Eine epidemiologische Querschnittuntersuchung an 310 Kfz-Mechanikern umfaßte

  • die standardisierte Befragung zur Arbeits-, Beschwerde- und Krankheitsanamnese,
  • die eingehende klinische Untersuchung,
  • Röntgenaufnahmen der Thoraxorgane und die Lungenfunktion.

Personenbezogene lichtmikroskopische Messungen der Faserkonzentration L >= 5 µm erfolgten während der kurzzeitigen Abdreh-, Schleif- und Ausblasvorgänge an Bremsen. An Personenwagen wurde sowohl während des Ausblasens als auch während des Schleifens das Produkt aus Probenahmedauer und Konzentration etwa zu 4 bis 5 x 106 F/m³ x min - entsprechend einer 4- bis 5-minütigen Konzentration von 106 F/m³ - beobachtet. Für Lastwagen und Busse ergaben sich im Mittel 6 x 106, 9 x 106 und 10 x 106 F/m³ x min für das Ausblasen und Ausbürsten, das Überdrehen und das Überschleifen.

Der beim Ausblasen von Bremstrommeln in Kfz-Werkstätten emittierte Abrieb enthielt zahlreiche dünne Fasern einer Länge < 2 µm. Die Fasern waren überwiegend auch von der Elektronenstrahlfeinbereichsbeugung her als Chrysotil anzusehen. Von dem in Bremstrommeln abgelagerten Abrieb war derjenige Abriebstaub zu unterscheiden, der von Scheibenbremsen unmittelbar in die Umwelt emittiert wird. In einer Serie von Bremsversuchen im Prüfstand zeigte sich ein deutlicher Anstieg sowohl der Faserkonzentration L >= 5 µm als auch der Massenkonzentration und des Asbestgehaltes mit der Anfangsgeschwindigkeit der Abbremsung. Der Schätzwert des Umweltbundesamtes von 0,25 Gew.-% für den Asbestgehalt des Abriebstaubes konnte bestätigt werden.

Unter Einbeziehung der Berufsanamnese ergibt sich für die 310 Kfz-Mechaniker eine mittlere Beschäftigungsdauer von x ± s = 21 ± 21 Jahren und eine kumulative Faserdosis von x ± s = (0,55 ± 0,95) x 106 F/m³ x Jahre. Erwartungsgemäß konnten auch fibrogene Asbestinhalationsfolgen selbst bei Anwendung der logistischen Regressionsanalyse nicht nachgewiesen werden. Dennoch wird ein asbestverursachtes Tumorrisiko durch insgesamt 10 an Kfz-Mechanikern beobachtete Mesotheliom-Todesfälle bestätigt.

Bibliografische Angaben

Titel :  Asbeststaubgefährdung in Bremsendiensten. Arbeitsmedizinisch epidemiologische Untersuchungen über Asbestinhalationsfolgen bei Arbeitnehmern in Bremsendiensten nach langjähriger Exposition

Verfasst von:   Rödelsperger, V.; Woitowitz, H. J.

1. Auflage .  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1991. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz: Forschungsbericht , Fb 631)

ISBN: 3-89429-076-5, Seiten:  84, Preis : 8,50 EUR, Papier

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