Körperzwangshaltungen
Gefährdungsbeurteilung mit der Leitmerkmalmethode
Arbeitsbedingte Körperzwangshaltungen stellen im Berufsalltag noch immer eine wichtige und häufig vorkommende körperliche Belastungsart dar.
Unter Körperzwangshaltungen versteht man anstrengende Körperhaltungen, die durch den Arbeitsprozess vorgegeben sind und ohne genügend Möglichkeiten für Ausgleichsbewegungen über längere Zeiträume eingenommen werden. Dies ist vorrangig mit erhöhter statischer Muskelanspannung verbunden und kann in der Folge z.B. zu Muskelermüdung und -verspannung führen. Typischerweise können sowohl gleichzeitig als auch unabhängig voneinander der untere und der obere Rücken, die Schultern und Oberarme, der Nacken sowie Kniegelenke, Beine und Füße von Körperzwangshaltungen bei der Arbeit betroffen sein.
Der Grad der Belastung pro Arbeitstag hängt dabei vorrangig von zwei Faktoren ab: erstens von der Gesamtdauer der ununterbrochenen statischen Körperzwangshaltungen am Arbeitstag, und zweitens vom Typ der Körperzwangshaltung (z.B. Stehen, Überkopfarbeit, Knien) in Verbindung mit dem Haltungswinkel von Oberkörper und Armen. Hinzu kommen ungünstige Ausführungsbedingungen, wie zusätzliche Verdrehungen und Neigungen von Oberkörper und Kopf, fehlende Möglichkeiten zur Abstützung des Oberkörpers, beengter Bewegungsraum, eingeschränkte Standsicherheit sowie Nässe, Kälte, Zugluft und Vibrationen. Wie bei allen anderen Arten körperlicher Belastung ist die zeitliche Verteilung der Belastungen über den Arbeitstag von Bedeutung.
Die vorliegende baua: Praxis "Körperzwangshaltungen" zeigt, wie Gefährdungen durch lang andauernde, anstrengende Körperhaltungen mit dem mehrstufigen Leitmerkmalmethoden-Inventar ermittelt und beurteilt werden. Sie dient als Hilfestellung für betriebliche Praktikerinnen und Praktiker wie Führungskräfte, Arbeitsgestalterinnen und -gestalter, Beschäftigtenvertretungen, Sicherheitsfachkräfte oder Betriebsärztinnen und -ärzte. So können Gefährdungen durch Körperzwangshaltungen erkannt, Arbeitsplätze gesundheitserhaltend gestaltet und Muskel-Skelett-Beschwerden vorgebeugt werden.
Bibliografische Angaben
Titel: Körperzwangshaltungen. Gefährdungsbeurteilung mit der Leitmerkmalmethode
1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2023. Seiten: 56, Papier, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:praxis20221122
Artikelnummer: 3299