Potenziale und Grenzen des Storytelling als Vermittlungsmethode in Ausstellungen

Storytelling soll Menschen emotional ansprechen - auch Ausstellungen wollen Inhalte anhand von berührenden Geschichten näherbringen. Wie genau Storytelling für Ausstellungen definiert ist und wie sich dieses auf die Besucherinnen und Besucher auswirkt, untersuchte das vorliegende über sechs Jahre andauernde Forschungsprojekt "Potenziale und Grenzen des Storytelling".

Es kombinierte museumswissenschaftliche und narratologische Grundlagen mit der summativen Evaluation einer räumlich realisierten Ausstellungserzählung anhand eines Mixed Methods-Ansatzes. Dieser setzte sich aus vier Methoden der empirischen Sozialforschung (qualitativ und quantitativ) und einer Ausstellungsanalyse zusammen, die im Fallbeispiel "Pia sagt Lebwohl" (Laufzeit 2018-2019, DASA Arbeitswelt Ausstellung) angewandt wurden.

Zur Untersuchung der Wirkung der Erzählung sind die zwei Variablen des Rezeptionsprozesses genau beschrieben: zum einen die Ausstellung inkl. der realisierten Erzählelemente und der Besuchsqualität und zum anderen die Besucherinnen und Besucher mit ihren Vorerfahrungen und Interessen. Die Wirkung wird anhand der in der Ausstellung gemachten (Lern-) Erfahrungen definiert - vornehmlich aus den qualitativen Daten.

Die Evaluation zeigte, dass die in "Pia sagt Lebwohl" realisierte Erzählung die Ausstellungsinhalte zum persönlichen und beruflichen Umgang mit Tod und Trauer strukturierte, räumliche Orientierung bot und unzählige Anknüpfungspunkte an das Leben der Besucherinnen und Besucher schuf. Die Wirkung der emotionalen Darstellung ist allerdings differenzierter zu bewerten: für manche bot die Emotionalisierung eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten, für andere wurde diese dadurch verhindert.

In der vorliegenden Studie wird die Theorie aufgestellt, dass die Wirkung von Storytelling als Vermittlungsstrategie in Form von verschiedenen Dimensionen auftritt: Struktur, Lebensweltbezug, Identifikation, Emotionalisierung und Immersion. Zwischen diesen entfaltet die Erzählung ihre Potenziale, um eine zielgerichtete Ansprache spezifischer Interessensgruppen zu erreichen. Dabei wirken die einzelnen Dimensionen unterschiedlich auf die Besucherinnen und Besucher, je nach Interesse, Erwartungen und der Motivation, sich auf die Darstellung einzulassen.

Die Macherinnen und Macher nutzen ihre Gestaltungsspielräume, um die Intensität der Dimensionen zu beeinflussen. Bei diesen Spielräumen liegt ein besonderes Augenmerk auf der narrativen Gestaltung und der Atmosphäre. In Ausstellungen ist die Besonderheit, dass das Setting selbst durch die physische Anwesenheit der Rezipientinnen und Rezipientenerfahrbar wird. Dieses räumliche Erlebnis hat einen großen Einfluss auf die Wirkdimensionen.

Für die DASA Arbeitswelt Ausstellung erlaubt das Verstehen der Wirkungsweisen von Storytelling eine verbesserte Ansprache der Besucherinnen und besucher in der Vermittlung arbeitsweltrelevanter Themen. Menschen können durch Storytelling Arbeitswelten strukturiert, an ihre Lebenswelt anknüpfend, emotional und immersiv erleben. Dies gilt insbesondere auch für die Vermittlung immaterieller, abstrakter Themen, die sich nicht durch eindrückliche Highlight-Exponate ausstellen lassen. Grundlage hierfür ist eine als authentisch wahrgenommene Darstellung, die das Potenzial des narrativen Raums ausschöpft, die Besucherinnen und Besucher mit ihren Bedürfnissen ernst nimmt und ihnen die Möglichkeit eröffnet, sich in das Geschehen hineinzubegeben.

Der Forschungsbericht "Potenziale und Grenzen des Storytelling als Vermittlungsmethode in Ausstellungen" kann über die Internetseite der DASA Arbeitswelt Ausstellung bezogen werden.

Bibliografische Angaben

Titel:  Potenziale und Grenzen des Storytelling als Vermittlungsmethode in Ausstellungen. Evaluationsforschung zur Ausstellung "Pia sagt lebwohl"

Verfasst von:  J. Hawig, S.-L. Rehahn, L. Schäfer, C. Schröder

Dortmund:  DASA Arbeitswelt Ausstellung, 2023.  Seiten: 318, Projektnummer: F 2465, PDF-Datei

Forschungs­projekte

ProjektnummerF 2465 StatusAbgeschlossenes Projekt Potenziale und Grenzen des Storytelling als Vermittlungsmethode in Ausstellungen

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Forschung abgeschlossen