Review zur Wirkung elektronischer Überwachung am Arbeitsplatz und Gestaltung kontextsensitiver Assistenzsysteme
Im Produktions- bzw. Dienstleistungssektor werden Arbeitsprozesse und -tätigkeiten zunehmend durch digitale, kontextsensitive Assistenzsysteme unterstützt. Grundbedingung einer hohen Kontextsensitivität der technischen Systeme sind die umfassende kontinuierliche Sammlung, Speicherung und (Echtzeit-) Verarbeitung der Daten zu Arbeitssystem bzw. -produkt. Dies betrifft nicht zuletzt auch personenbezogene Daten der Beschäftigten selbst, die nicht nur zur kontextsensitiven Assistenz, sondern auch zur elektronischen Überwachung der Beschäftigten herangezogen werden könnten, d. h. zur Arbeits-, Leistungs- und Verhaltenskontrolle.
Zur arbeitswissenschaftlichen Untersuchung möglicher Auswirkungen von Überwachung durch kontextsensitive Assistenzsysteme wurde ein umfassendes Literaturreview zu elektronischer Überwachung am Arbeitsplatz durchgeführt. Dabei wird einerseits die Auswirkung elektronischer Überwachung auf bedeutsame Outcome-Variablen, z. B. Leistung, psychische und physische Beanspruchung, Stress, Arbeitszufriedenheit und -motivation berücksichtigt, andererseits werden Bedingungen, die eine Akzeptanz bzw. Ablehnung elektronischer Überwachung begünstigen, diskutiert.
Es zeigen sich heterogene Befunde, insbesondere in Bezug auf die Arbeitsleistung, die sich sowohl für eine positive Wirkung (Feedback und Wertschätzung) als auch eine negative Auswirkung (Kontrolle und Zwang, Datenschutz und Privatsphäre) elektronischer Überwachung aussprechen. Ein weiterer wesentlicher Punkt liegt in der soziotechnischen Einbeziehung Beschäftigter bei der Einführung elektronischer Überwachung, z. B. im Hinblick auf eine mögliche Verletzung der Privatsphäre.
Methodisch begründet können hieraus grundsätzlich Gestaltungshinweise und -empfehlungen für kontextsensitive Assistenzsysteme abgeleitet werden. Hierbei ist jedoch hervorzuheben, dass die inkludierten Studien sich im Kern für eine erste Annäherung an die Thematik mit Überwachungs- und nicht mit Arbeitsassistenzsystemen mit kontextsensitiv bedingter Überwachung als Nebeneffekt auseinandersetzen. Schwachpunkte vieler Studien sind die quasiexperimentelle Untersuchung und die kurzfristige experimentell manipulierten Überwachungszeiträume. Um Drittvariablen ausschließen zu können, z. B. spezifische Tätigkeitsmerkmale typischer überwachter Berufe, sind Längsschnittuntersuchungen bzw. gezielte Interventionen erforderlich.
Bibliografische Angaben
Titel: Review zur Wirkung elektronischer Überwachung am Arbeitsplatz und Gestaltung kontextsensitiver Assistenzsysteme.
1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2018. Seiten: 72, Projektnummer: F 2419, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20180726