Arbeits- und individuumsbezogene Determinanten für die Vulnerabilität gegenüber Burnout und Depressionen

Der zunehmende Anteil psychischer Störungen am Arbeitsunfähigkeitsgeschehen und krankheitsbedingten Frühverrentungen und ihr Zusammenhang mit nachlassender Arbeitsfähigkeit wird in immer größerem Umfang in den Leitmedien behandelt, ist aber auch Gegenstand empirischer Untersuchungen.

Im hier vorgelegten Bericht wird diese Problematik im Rahmen einer großen repräsentativen Studie mit 4058 Befragungen von Berufstätigen in Deutschland im Alter von 31-60 Jahren untersucht. Hauptziel der Studie war es, den Einfluss individuumsbezogener Faktoren gemeinsam mit psychosozialen Faktoren des Arbeitsplatzes im Hinblick auf die Zielphänomene Burnout, depressive Symptome, und Arbeitsfähigkeit zu untersuchen. Des Weiteren sollte das Zusammenspiel dieser drei Zielvariablen untereinander geprüft werden. Insbesondere sollte die Rolle des Burnouts als möglichem Mediator von Arbeitsbedingungen einerseits und depressiven Symptomen sowie verminderter Arbeitsfähigkeit andererseits untersucht werden. Hauptergebnisse der Studie waren, dass

  1. die quantitative Arbeitsbelastung den Hauptrisikofaktor für alle drei Zielvariablen darstellt, gefolgt von den kognitiven Belastungen und Arbeitsplatzunsicherheit,
  2. Führungsqualität und Entscheidungsspielraum protektive Faktoren darstellen,
  3. die arbeitsbezogenen Faktoren stärker auf Burnout als auf die depressive Symptomatik einwirken,
  4. Burnout einen potentiellen Mediator für den Einfluss der Arbeitsbedingungen auf die Arbeitsfähigkeit darstellt,
  5. die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung für alle drei Zielvariablen als ein protektiver Faktor fungiert,
  6. es generell keine relevante Beziehung zwischen Alter und mentaler Gesundheit der befragten Erwerbstätigen gab,
  7. mit zunehmenden Alter die Arbeitsfähigkeit geringer wird, jedoch gleichzeitig die interindividuelle Variabilität bei den älteren Befragten größer wird,
  8. Frauen signifikant stärker ausgeprägte depressive Symptome zeigten, jedoch kein geschlechtsspezifischer Unterschied für Burnout und Arbeitsfähigkeit festgestellt wurde.

Darüber hinaus wurde gezeigt, dass die Kombination schlechter Arbeitsbedingungen - z. B. hoher Anforderungen gepaart mit geringem Entscheidungsspielraum - im Zusammenhang mit reduzierter Arbeitsfähigkeit stand.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschungshypothesen des Projekts im Wesentlichen bestätigt wurden, insbesondere was die gemeinsame Bedeutung arbeits- und individuumsbezogener Faktoren für die psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit betrifft. Die Ergebnisse sind aufgrund des Querschnittscharakters der Studie allerdings nur vorläufiger Natur.

Bibliografische Angaben

Titel:  Arbeits- und individuumsbezogene Determinanten für die Vulnerabilität gegenüber Burnout und Depressionen. 

Verfasst von:  B. Brendel, P. Martus

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2018.  Seiten: 124, Projektnummer: F 2318, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20180925

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