Leitmerkmalmethode Manuelle Arbeitsprozesse 2011

Beschwerden und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems gehören zu den häufigsten Gründen für Arbeitsausfall in Deutschland. Anerkannte Risikofaktoren sind manuelle Lastenhandhabungen sowie lang anhaltende und/oder häufig wiederkehrende dynamische Belastungen des Finger-Hand-Arm-Bereiches bei manuellen Tätigkeiten. Um das Risiko für das Auftreten von tätigkeitsbedingten Beschwerden und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems abschätzen zu können, wurden die Leitmerkmalmethoden (LMM) für das "Heben, Halten und Tragen von Lasten" sowie das "Ziehen und Schieben von Lasten" entwickelt und in den Jahren 2001 und 2002 veröffentlicht. Zur Beurteilung von manuellen Arbeitsprozessen (MA) wurde durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im Jahr 2007 der Entwurf einer Leitmerkmalmethode Manuelle Arbeitsprozesse (LMM MA) veröffentlicht.

Ziel des vorliegenden Projektes war es, den Entwurf LMM MA 2007 hinsichtlich seiner wissenschaftlichen Güte und Praxistauglichkeit zu testen und zu überarbeiten. Dazu wurde geprüft, ob mit der Methode eine Voraussage für das Auftreten von arbeitsbedingten Beschwerden in Abhängigkeit von der Belastungssituation möglich ist (Kriteriumsvalidität), ob das Ergebnis der Methode mit den Ergebnissen ausgewähter vergleichbarer Methoden (Hand-Arm-Risk-Assessment Method (HARM), Manual Tasks Risk Assessment Tool (ManTRA), Assessment of Repetitive Tasks (ART) of the upper limbs, Occupational Repetitive Actions (OCRA) Checklist, Job Strain Index (SI), Threshold Limit Value for Mono-Tasks Handwork (TLV HAL)) kompatibel ist (Konvergenzvalidität), ob verschiedene Anwender zu vergleichbaren Ergebnissen kommen (Interrater-Reliabilität und Objektivität) und ob die Methode durch die Zielgruppe ausfüllbar ist (Anwendbarkeit).

Die mit dem Entwurf der LMM MA 2007 erzielten kategorisierten Punktwerte zeigten eine gute bis sehr gute Vorhersagbarkeit für Hand-/Handgelenksbeschwerden und für Ellenbogen-/Unterarmbeschwerden sowie eine moderate Vorhersagbarkeit für Schulterbeschwerden. In der vergleichenden Beurteilung von 105 Tätigkeiten zeigte der transformierte LMM MA 2007 Gesamtscore ähnliche Ergebnisse wie die transformierten Scores der anderen Vergleichsmethoden, die aufgrund unterschiedlicher Indikatoren und Skalierungen angepasst werden mussten. Die Objektivität kann insgesamt als moderat beurteilt werden. In Erprobungsstudien unter Praxisanwendern zeigte sich, dass die meisten Leitmerkmale recht gut bewertet werden konnten. Abweichungen in der Bewertung traten insbesondere bei der Wichtung der Leitmerkmale "Art der Kraftausübung" und "Körperhaltung" auf. Zur Ergänzung wurden beispielhafte Messungen der Aktionskräfte im Finger-Handbereich für praxistypische manuelle Arbeitsprozesse durchgeführt.

Die LMM MA 2007 wurde im Ergebnis der Methodentestung überarbeitet und erneut evaluiert. Die revidierte Fassung erfüllt die o. g. Kriterien gleich gut oder besser und wird als LMM MA 2011 für die Anwendung in der betrieblichen Praxis empfohlen.

Hinweis: Validierung der Leitmerkmalmethode zur Erfassung von Belastungen bei manuellen Arbeitsprozessen in der Version von 2011. Achtung: neue Version von 2019 verfügbar

Bibliografische Angaben

Titel:  Leitmerkmalmethode Manuelle Arbeitsprozesse 2011. KH/38

Verfasst von:  U. Steinberg, F. Liebers, A. Klußmann, Hj. Gebhardt, M. A. Rieger, S. Behrendt, U. Latza

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2012. 
ISBN: 978-3-88261-722-1, Seiten: 203, Projektnummer: F 2195, Papier, PDF-Datei

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Forschungs­projekte

ProjektnummerF 2195 StatusAbgeschlossenes Projekt Evaluierung einer Handlungshilfe zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen bei manuellen Arbeiten mit geringen Kräften

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Forschung abgeschlossen