Fall-Kontroll-Studie zur Bewertung von beruflichen Faktoren im Zusammenhang mit Gonarthrosen - die ArGon-Studie

Die Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) ist eine der häufigsten degenerativen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems. Eine Reihe von beruflichen und nichtberuflichen Faktoren wird für die Entwicklung und den Fortschritt dieser Erkrankung diskutiert. Insbesondere mit Blick auf die längere Lebensarbeitszeit (schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre) gilt es, berufliche Risikofaktoren zu erkennen, um zielgerichtete Präventionsmaßnahmen einleiten zu können.

Um Erkenntnisse über den Zusammenhang von physischen Belastungen und individuellen Faktoren einerseits und Gonarthrose andererseits zu gewinnen, wurde die Fall-Kontroll-Studie "ArGon" (Arbeit und Gonarthrose) durchgeführt. Patienten mit (Fälle) und ohne Kniegelenksarthrose (Kontrollen) wurden mittels standardisierter Fragebögen und im Interview befragt. Parallel zu dieser Befragung wurden in ausgewählten Berufen Tätigkeitsanalysen und Befragungen durchgeführt, um Abweichungen zwischen retrospektiv erinnertem und objektiv betrachtetem Tätigkeitsumfang einschätzen zu können.

Von Juli 2006 bis Juni 2008 konnten 739 Fälle (438 Frauen, 301 Männer) und 571 Kontrollen (303 Frauen, 268 Männer) im Alter von 25-75 Jahren aus drei orthopädischen bzw. unfallchirurgischen Kliniken in Wuppertal und Köln in der Studie eingeschlossen werden. Es wurden getrennte altersstratifizierte Modelle für Frauen und Männer berechnet.

Bei Männern und Frauen waren Knien, ein hoher Body-Mass-Index (BMI), eine familiäre Prädisposition sowie bestimmte Sportarten Prädiktoren für die Entstehung einer Kniegelenksarthrose. Bei Frauen stellten zusätzlich Beinfehlstellungen (X-/O-Beine), Kniebeschwerden bereits in der Kindheit sowie tägliches Heben und Tragen Prädiktoren dar. Ein inverser Zusammenhang konnte für langes/häufiges Sitzen und Rauchen bei Frauen gezeigt werden.

In den 25 Tätigkeitsanalysen und Befragungen in ausgewählten Tätigkeitsbereichen wurde festgestellt, dass die Zeitanteile körperlich belastender Tätigkeiten durch Beschäftigte überschätzt werden. Bezogen auf eine 8-Stunden-Schicht wurde der Anteil in gebückter Körperhaltung um 43 % und in kniender Körperhaltung um 49 % überschätzt. Dies ist bei der Interpretation retrospektiv erhobener Daten zu beachten.

Weitere berufliche Risikofaktoren wie Springen oder Treppen/Leitern steigen zeigten keinen signifikanten Zusammenhang zur Kniegelenksarthrose. Insgesamt stehen die Studienergebnisse im Einklang mit der bisherigen Literatur und ergänzen diese um neue Erkenntnisse. Erstmals konnte sowohl für Männer als auch für Frauen eine Dosis-Wirkungs-Beziehung für die Exposition "Knien" - bezogen auf eine kumulative Lebenszeitdosis - aufgezeigt werden. Präventionsmaßnahmen sollten bei der Reduzierung von knienden Tätigkeiten und des Übergewichtes ansetzen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Fall-Kontroll-Studie zur Bewertung von beruflichen Faktoren im Zusammenhang mit Gonarthrosen - die ArGon-Studie. 

Verfasst von:  A. Klußmann, Hj. Gebhardt, M. Nübling, L. V. von Engelhardt, E. Quirós Perea, F. Liebers, B. Bouillon, M. A. Rieger

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2010. 
ISBN: 978-3-88261-113-7, Seiten: 198, Projektnummer: F 2096, Papier, PDF-Datei

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